






MA 1.1 Projekt Ort und Gesellschaft
In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Università degli Studi di Napoli Federico II und der ENSAS Strasbourg wird ein Teil des Borgo Sant’Antonio Abate in Neapel bearbeitet. Das Quartier, das vom Verlauf einer ehemaligen Stadtmauer und einstigen Klosteranlagen geprägt ist, verfügt über eine räumlich heterogene Struktur aus großen und sehr kleinen Bausteinen sowie diversen offenen und nicht definierten Räumen. In einem internationalen Workshop vor Ort wurden gemeinsam mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen erste räumliche Konzepte entwickelt. Diese Konzepte wurden im Verlauf des Semesters als städtebauliche Projekte im Hinblick auf Bautypologie und Freiraumcharakter ausgearbeitet.
Städtebauliche Idee:
Neapel ist eine Stadt, die additiv wächst. Das Gestein wird aus dem Untergrund entnommen, es wird ein Haus daraus gebaut und später wird es weitergebaut. Irgendwann wird es stabilisiert werden müssen und vielleicht später noch abgerissen werden oder es wird aufgestockt. Es ist eine nachhaltige Stadt, weil alles weiterverwendet wird. Seine Bewohner bewegen sich fließend durch eine Abfolge an Räumen, die mal einen kurzen Blick durch ein Portal, mal auf einen kleinen Platz ermöglichen. Die Borgo Sant‘ Antonio Abate ist voll von besonderen Orten, die schon ewig da sind.
Entwurfskonzept:
Aufgrund der morphologischen Gegebenheiten soll das Borgo dem Centro Storico wieder zurückgegeben werden. Jahrhunderte lang gehört es schon zum inneren Stadtbereich und wurde infolge der Achs-Legung im 19. Jhd. räumlich durchgeschnitten und die Spuren des ehemaligen Stadtkerns wurden überbaut oder abgerissen. Diese Trennung ist am deutlichsten an der Via Carbonara zu erkennen. Hier wird als erste Maßnahme der große Platz aufgeteilt. Die Kirche San Giovanni di Carbonara bekommt einen eigenen Kirchvorplatz mit einer neuen Bebauung, die den Platz einrahmt. Das lässt diesen historischen Ort im Kontext stärker wirken. Weiter im Südwesten, wird ein Platz vor der Grundschule formuliert, der nicht nur das Bringen und Abholen der Kinder erfreulicher, stressfreier und gefahrloser gestaltet, sondern dem gesamten Stadtteil ein neues und öffentliches Wohnzimmer bereitstellt. Am südlichen Ende des Borgos wird die ehemalige Stadtmauer durch Bebauung wieder geschlossen. Der Gang oder die Fahrt durch die Porta Capuana wird unumgänglich für alle, die von Osten kommen. Die Porta Capuana wird in diesem Kontext wieder zum „Tor zur Stadt“.
Dozenten
- Dipl.-Ing. Karsten Meyer
- Prof. Klaus Schäfer