














Maus – Eine postfunktionale Ikone im Wandel
Der Mäusebunker als Reaktivierungsfall zwischen Denkmalpflege und Neunutzung
Was ist ein Gebäude ohne Nutzen? Obsolet, unbrauchbar, abbruchreif? Oder ein Ort der Möglichkeiten? Genau diese Möglichkeiten sind es, die wir wahrnehmen müssen. Nicht nur bei den großen Ikonen, sondern insbesondere auch bei Profanbauten. Einfach „weiter so“ können wir uns nicht länger leisten, gerade in Bezug auf die Themen Abriss und Neubau. Es sollte gang und gäbe sein, zunächst das Weiterbestehen eines Gebäudes zu prüfen. Daraus resultiert die Forderung nach einem “Right To Reuse”, welches den Umbau über den Neubau stellt. Die Praxis hat bereits an zahllosen Beispielen belegt, dass, wenn man sich auf den Versuch des Umbaus einlässt, hochqualitative und zukunftsfähige Architektur entstehen kann. Dabei stellen unterschiedliche Typologien unterschiedliche Herausforderungen dar. So profitieren Bauten, die streng funktional entwickelt wurden, in ihrem Ausdruck zwar von dieser klaren Haltung, jedoch erscheinen sie in ihrer Nutzung häufig starr. Dies betrifft natürlich auch Architekturikonen, die in ihrem Ausdruck und funktionalen Fokus noch einmal eine besondere Herausforderung darstellen.
Diese Herausforderung gilt es anzunehmen. Das Fortbestehen eines Gebäudes wird durch seinen Nutzen gesichert. Genau diese Herausforderung wurde in dieser Arbeit behandelt. In einer theoretischen Versuchsanordnung wurden die ehemaligen Zentralen Tierlaboratorien in Berlin Steglitz-Zehlendorf umgebaut. Das brutalistische Gebäude, das im Volksmund als „Mäusebunker“ bekannt ist, wurde aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und zu einem Zentrum des Miteinanders umkonzipiert.
Der Mäusebunker wird in ein Zentrum für Kultur, Bildung, Wohnen, Arbeit und Freizeit verwandelt, mit dem Gedanken einer nachhaltigen, durchmischten Stadtstruktur.
Erste Bauphase:
– Aktivierung des Außenraumes mithilfe eines Cafés
– Errichtung einer Gartenhalle
– Ausbau der Verbindung am und dem Zugang zum Teltowkanal
Zweite Bauphase:
– Sanierung und Umbau der Bestandsstruktur
– Minimalinvasive Eingriffe im vorderen Gebäudeteil
– Einschnitte zur Schaffung von Lichthöfen im hinteren Gebäudeteil
– Integration einer Stadtteilbibliothek, Veranstaltungsflächen, Gastronomieangeboten, Arbeits- und Seminarräumen
– Erhalt von denkmalgeschützten Räumen und Merkmalen
Dritte Bauphase:
– Errichtung eines Wohngebäudes im Süden gleicht Defizite des Bestandes aus
– Bietet barrierefreies Wohnen und Atelierwohnen sowie Gemeinschaftateliers
– Umbau des ehemaligen Parkplatzes zum neuen zentralen Platz mit Sport- und Erholungsflächen
Der Entwurf konzipiert den Mäusebunker neu. Aus einer Abgrenzung gegen die Natur wird eine Synthese von Natur, Kultur, Arbeit, Freizeit und Miteinander. Genau wie der Mäusebunker selbst für sich steht, wird das Prestige des Mäusebunkers genutzt, um einen Campus zu schaffen, der aus sich heraus funktioniert. Dabei bleiben Räume und Zeugnisse der ehemaligen Nutzung erhalten und werden erlebbar gemacht. Statt eines Abrisses wird mit einigen durchdachten Eingriffen am Gebäude gearbeitet und die Defizite werden durch Erweiterungen kompensiert. Es wird aufgezeigt, dass auch ein komplexes und zu nur einem einzigen Zwecke entworfenes Gebäude, wie der Mäusebunker, um- und weitergenutzt werden kann.“
Dozenten
- Prof. Dr. Claudia Kromrei
- Prof. Maria Clarke