Der Wegweiser und die Herberge – Ein Gebäude der Einkehr nahe eines Pilgerweges
Inmitten der Flora der Lüneburger Heide befindet sich eine turmartige, skulpturale Architektur mit Leuchtturmcharakter. Sie dient in doppelter Hinsicht als Wegweiser. Zum einen führt sie an eine Herberge für Pilgernde in der Nähe des Jacobusweges heran und zum anderen herrscht in ihr eine besondere Atmosphäre, die zur Kontemplation anregt. Das Raumgefüge setzt sich aus sieben luftig überlappenden konischen Holzflügeln aus Brettsperrholz zusammen, welche sich in Richtung des Himmels zu einem Siebeneck verjüngen. Der Eingang und eine kleine Aussichtsplattform entstehen durch ein weites Aufspannen der Holzflügel. Die Aussicht ist wie ein Spiegelbild des zurückliegenden Pfades, wie ein Blick zurück in die Landschaft. Das Rauminnere ist geprägt von dem indirekten Lichtspiel über die mit Abstand zueinander überlappenden Holzflügel. Je nach Wetter, Tages- und Jahreszeit entsteht somit eine andere Lichtwirkung im Inneren. Es herrscht eine freie Entscheidung der eigenen Platzierung im Raum. Je nach Tageszeit und Stimmung ist eine andere Positionierung im Raum denkbar. Die Themen und Interpretationen des abstrakten Raumes sind eher offen und allgemein gehalten und obliegen allein dem Betrachtenden.
Die Herberge ist nicht unweit von dem Wegweiser entfernt. Sie verfolgt in ihrer Konstruktion und Materialwahl einen mit dem Kontext des Naturschutzgebietes einhergehenden Nachhaltigkeitsgedanken. Somit werden ökologische und regionale Baustoffe der Umgebung wie beispielsweise Holz, Schafwolle und Reet eingesetzt. In ihrer Erscheinung ist sie an die Bauten des umgebenen Kontextes angelehnt. Unabhängig von dem öffentlichen Versorgungsnetz ist die Funktion der Herberge über ein autarkes Energiesystem gesichert. Im Inneren befindet sich die Wohnung des Herbergsunterhaltenden und ein Bereich für Gäste. In der Mitte treffen sich Beide über einen offenen Gemeinschaftsraum mit Küche, Essbereich und einem Kamin. Die Gäste haben die Möglichkeit im Erdgeschoss in kleinen Schlafkammern zu übernachten oder gemeinschaftlich im offenen Dachgeschoss mit der Assoziation zu einer Übernachtung auf einem Heuboden. Tageslicht, welches über die großflächigen Fensterflächen der zweigeschossigen Bereiche im Erdgeschoss ins Innere gelangt, wird indirekt auf dem Lehmputz im Dachgeschoss reflektiert und lässt eine gedämpfte und ruhige Atmosphäre entstehen.
Dozenten
- Prof. Dr. Claudia Kromrei
- Prof. Dr. Christian von Wissel